Wandern

Passo Gana Negra – Henry Moore auf der Alpweide!

21.06.2011 - Walter Roth

Diese Bergwanderung ist ein einsamer Hit für wanderfreudige KunstkennerInnen! Wir haben sie am Dienstag nach Pfingsten für Euch vorgespurt. Eckdaten: Ca. 500 Höhenmeter aufwärts, 1200 Höhenmeter abwärts. Marschzeit 4-5 Stunden.

Start ist auf der Lukmanier-Passhöhe (Postauto ab Disentis). Hier im «Hospezi» kann man trefflich tafeln und in properen Zimmern im Schulhaus-Stil ruhig schlafen. Die Wanderung ist gut signalisiert und beginnt gleich vor dem Hotel ennet der Pass-Strasse. Durch steile Alpweiden geht es auf gutem Bergweg hinan mit Rückblick auf den Lago die Sta. Maria und die umliegenden Berge. Nach ca. 1 ½ Stunden ist der höchste Punkt erreicht: Passo Gana Negra (2430 M.ü.M.)! Schon rückt der gigantische Luzzone-Staudamm ins Blickfeld.

Aber viel spannender ist das Naturschauspiel, das einem hier erwartet: Ein sanftes Hochtal mit Alpweiden, aus denen unvermittelt schwarze und lavagraue Felsformationen hervorbrechen, die aussehen, wie von Henry Moore gestaltet. Der Wanderweg schlängelt sich elegant zwischen ihnen hindurch. Was für ein Anblick!

Eine gute Stunde später kommen die Stallungen und Hütten der Alpe Bovarina in Sicht. Inmitten von prächtig blühenden Alpenrosenfeldern. Immer wieder sind grosse Lettern auf die Felsen am Weg gemalt: Capanna Bovarina! Aber man sieht die UTOE-Hütte nie, bis man kurz davor steht. Eine attraktive junge Tessinerin stellte sich uns als Hüttenwirtin vor und kredenzt uns einen passablen Pulverkafi. Den selbst gebackenen Kuchen hatte sie aus Mangel an Gästen über Pfingsten selber aufgegessen.

Jetzt geht’s richtig steil runter durch schönsten blumigen Bergwald bis nach Campo Blenio, wo wir in perfektem Timing den Schulbus anhalten können, der uns zusammen mit einer Schar Kinder nach Olivone bringt.
Weil wir mit «Vollpackung» für die kommende Woche am Rücken wandern, sind unsere Beine sehr froh, dass die Tour schon hier endet.
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Wandern

Residieren in der Villa unter der Greina...

20.06.2011 - Walter Roth

Wir haben vier tolle Wandertage in Olivone zuhinterst im Bleniotal verbracht. Steile Kastanienwälder, prächtige Alpterrassen und spannende Dörfer bieten Wander- und Ausflugsziele für jeden Geschmack. Zum Beispiel Dangio mit der Ex-Schokoladefabrik «Cima Norma SA», die bis in die 60er Jahre Volg, Coop und Usego mit Schoggi belieferte...

Das ganz Besondere an diesen Ferien war aber unser Logis: Die prächtige Villa «Casa Lucomagno» unweit des Municipio von Olivone. Sie wurde von einem engagierten Paar mit viel Liebe restauriert, mit modenem Komfort ausgerüstet und zu Ferienwohnungen und Zimmern umgestaltet. Kunstvoll bemalte Gänge, hohe Räume mit farbig ausgemalten Stuckdecken, viel Licht, ein Parkgarten zum Mitbenutzen.

Kurz, man wohnt so richtig herrschaftlich, wird mit einem exzellenten Frühstücksbuffet und auf Wunsch mit feinen Nachtessen verwöhnt. Ohne TV und Minibar, aber mit sehr viel Gediegenheit und Stil. Ein heisser Tipp für Ferientage der besonderen Art. Getestet und für gut befunden von Walter und Marianne.

Mehr unter www.casalucomagno.ch
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Kino

«Fliegende Fische» von Güzin Kar: Ansehen und mitfliegen!

14.05.2011 - Walter Roth

Dieses neue Schweizer Movie ist beste Unterhaltung und zugleich solides Filmhandwerk mit immer wieder überraschend aufblitzendem Tiefgang. Natürlich ist es ein 100%iges Güzin Kar-Universum, in das man eintaucht, aber das stört das Schauvergnügen nicht im Geringsten. Alle Figuren reden so, wie Güzin schreibt. Die zahllosen Pointen sitzen perfekt. Der Schnitt ist mutig und rassig. Realität und Wunschträume gehen nahtlos ineinander über. Droht die Handlung etwas durchzuhängen, bringt Güzin durch mutige Schnittfolgen neuen Schwung hinein oder beschleunigt Bild und Ton bis ins Hysterische. Die Metapher vom fliegenden Fisch, der ins Meer will für eine «Coming of Age-Figur» wie Nana ist sehr poetisch und originell.

Genau wie in Güzins Kolumnen ist alles ziemlich überdreht, aber immer nur soweit, dass es durchaus Vergnügen bereitet. Und die Lebensweisheiten sind so raffiniert und beiläufig eingeflochten, dass man gar nicht dazu kommt, mit dem Sonntagsschul-Koller zu reagieren. Besonders schön fand ich die immer wiederkehrenden Gespräche mit einer Marien-Statue am Rheinufer – eine gelungene Reminiszenz an Guareschi und Don Camillo, der mit Christus am Kreuz konferiert.

Hervorragend sind aber auch die DarstellerInnen, Erwachsene wie Kinder. Besonders beeindruckt hat mich Elisa Schlott als 16jährige Nana. Von dieser jungen Frau wird man hoffentlich noch hören in der Kinowelt! Und Hanspeter Müller Drossaart spielt für einmal nicht das Ober-Arschloch, sondern den liebenswürdigen Softie-Stadtgärtner, den alle mögen, der aber als Liebhaber keinen Stich hat (diese Leistung hat schon fast Gerard-Depardieu-Qualität)

Bis 18. Mai im Lunchkino, nachher im Filmprogramm. Details unter www.vegafilm.com
 

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Wandern

Comersee: 3 Santuarios und prächtiger Bergwald

02.05.2011 - Walter Roth

Ausgangspunkt dieser wunderschönen «Kirchenwanderung» ist Ossuccio am Comersee (24km von Como, 8km von Menaggio entfernt, mit Schiff oder Bus gut erreichbar).
Von der Seestrasse folgt man den Schildern «Santuario Madonna del Soccorso» durch den alten Dorfkern hinauf bis zu ersten Kapelle des Passionsweges und biegt dort rechts ab zur «Abbazia dell’Aquafredda». Links von der Klosterkirche unbedingt vom (immer 11 Grad kalten) Wasser trinken; es soll besonders gesund und heilsam sein. Viele Einwohner kommen regelmässig mit Flaschen und Bidons vorbei!

Dann folgt man links der «vecchia via di San Benedetto» steil aufwärts ins Val Perlana hinein und landet nach einer Viertelstunde bereits in der totalen Bergwald-Wildnis. Die alte Mulattiera ist zwar gut erhalten, aber darüber und darunter regieren die Kastanien, Birken, Buchen und Sträucher souverän und total – ein Meer von Grün bis tief in die Schlucht hinunter!

Nach einer guten Stunde immer weniger steilen Anstiegs wird versteckt im Talgrund die kleine Klosteranlage von San Benedetto sichtbar (Bild). Die Mulattiera hört unvermittelt auf. Ein schmaler Bergpfad hilft uns das finstere Tobel zu durchqueren, und nach kurzem Anstieg stehen wir auf einem echt magischen Platz. Die Klosterkirche, umgeben von wenigen erhaltenen und zerfallenen Gebäuden liegt in vollkommener Stille in einer verwunschenen Waldlichtung. Man versteht sofort, was eine kleine Gruppe von Cluniazenser Mönchen verlockte, sich hier nieder zu lassen. Mystik und Meditation liegt förmlich in der Luft. Der ideale Platz für Picknick/Mittagsrast.

Auf der andern Seite des Val Perlana führt ein guter Bergweg in einer Wegstunde hinunter zum «Santuario Madonna del Soccorso» (zu deutsch «Maria hilf!»). Im Winkel hinter der imposanten Kirche versteckt sich eine lauschige Trattoria, wo wir unter schattigen Bäumen den Durst löschten und herrliche Kuchen genossen, die sinnigerweise «Torta di San Benedetto» und «Torta Santuario» hiessen.

Gesamte Marschzeit etwa vier Stunden. Die Steilufer des Comersees oder Lario haben noch viel mehr zu bieten, aber das hier ist eine echte Wander-Perle!
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Wandern

Kiental – Griesalp: schwelgen vor der Blüemlisalp!

23.04.2011 - Walter Roth

Man sieht es schon vom Bahnsteig in Reichenbach aus und hat es den ganzen Tag vor Augen: Das Blüemlisalp-Massiv mit seinen 4 über 3600 Meter hohen Gipfeln, Gletschern und in der Sonne glänzenden Schneefeldern. Einfach «stunning», würden die Engländer sagen!

Aber jetzt der Reihe nach: IC nach Bern, BLS nach Reichenbach, Postauto nach Kiental. Nach 2 ¼ Stunden ist man im schmucken Chalet-Dorf angekommen, stärkt sich im «Bären» mit einem Kaffee und wandert los (Wegweiser «Griesalp» 2Std. 20 Min.) Der Wanderweg ist perfekt angelegt und schlängelt sich durch den Berg-Auenwald des mächtig rauschenden «Gornerewassers», zwischen Nadel- und Laubgehölz. Nach einer Stunde leicht ansteigendem Wandergenuss weitet sich die Landschaft und der Tschingelsee kommt in Sicht. 1972 durch einen Murgang aufgestaut, wandelt er sich langsam zurück in eine weite sandige Talebene (mehrer Fussbaldfelder gross), durch deren Sand und Buschgruppen sich der Fluss in unzähligen Armen schlängelt. Ein unberührtes Naturschutzegebiet von seltener Schönheit.

ImTalgrund hinter dem Tschingelsee nähern sich dramatische Felswände und das noch leise Donnern von Wasserfällen. Auf dem «Wildwasserweg» geht’s jetzt durch klamme Schluchten, am «Hexenkessel» und mehreren Wasserfällen vorbei 300 Höhenmeter hinauf bis zur Griesalp, vorbei am «Hotel Waldrand» bis zum Hotelzentrum Griesalp mit Berggasthaus, Kurhaus, Grandhotel, Rastpintli und der Bar im «Rocky Grieshaus». Alles im Chaletstil, aber luxuriös ausgebaut (ob man’s auch schön findet, ist Geschmackssache). Jetzt im April ist nur das Berggasthaus offen, mit einem gediegenen Restaurant, wo wir nach unserem Bergwiesen-Picknick einen hervorragenden Chriesikuchen verdrücken.

Das Tollste und ganz Besondere am Kiental sind wirklich die imposant steilen, massigen Berge und die Schneeriesen als Himmelskulisse. Je höher man kommt, desto mehr davon erfasst der Blick. Ziemlich atemberaubend!

Für den Abstieg stehen mehrere Wege zur Auswahl. Wir nehmen den am Fuss des Abebärg und stechen nach einer halben Stunde Panoramasträsschen steil hinunter zur «Alpenruhe». Kurz nach 16h sind wir wieder auf der Bären-Terrasse und löschen den Durst. 17.10h fährt das Postauto los, und im Bordrestaurant des IC geniessen wir ein feines Nachtessen. Ein perfekter Wandertag!

PS: Im Sommer (ab Mai) fährt ein Postauto-Kleinbus auf der steilsten Postautostrecke der Welt (28% Steigung) bis zur Griesalp hinauf. Hier kann man prima übernachten, um nachher eine Bergtour übers Hohtürli an den Oeschinensee oder über die Sefinefurgge ins Lauterbrunnental zu starten.
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