Der nachfolgende Text stammt aus dem soeben erschienenen Buch «Weg-Worte» meines Sing-Freundes Toni Zimmermann. Er und sein Kollege Roman Angst haben seit 10 Jahren die ökumenische Bahnhofskirche im Zürich HB betreut, unzählige Gespräche mit Besuchenden geführt und Tag für Tag ein «Wort auf den Weg» verfasst, in der Kapelle vorgetragen und nun auch in Buchform heraus gegeben. Kurze Texte, die uns an der Hand nehmen und einladen, im ganzen extrem oberflächlichen Getümmel des Alltags in die Tiefe zu gehen zu den wirklich wichtigen Lebens-Fragen. Viel spiritueller Gehalt in komprimierter Form – das begeistert natürlich den Texter in mir... Das folgende Weg-Wort von Toni Zimmermann hat mich ganz besonders berührt: Gott braucht keine Opfer! «Mit dem Wort Opfer verbinden wir unterschiedliche Bedeutungen: Menschen werden Opfer eines Unfalles oder Verbrechens. Ihrer Karriere opfern viele ihr Familienleben. Eltern scheuen keine Opfer für ihre Kinder. In vielen Kulturen und Religionen hofften die Menschen, durch Opfergaben die Gunst der Gottheit zu gewinnen und sie für sich gnädig zu stimmen. Manche Menschen glaubten, sie müssten, wenn sie vor Gott versagt haben, Sühne leisten, zur Strafe gute Werke tun (opfern), um seine Gunst (wieder) zu erlangen. Aber Gott braucht keine Opfer! Er ist ein liebender, kein strafender Gott. Schon die Propheten machten deutlich, dass ihr Gott keine Opfer will: «Aus Opfern und Gaben machst du dir nichts. Brandopfer und Sühneopfer verlangst du nicht von mir. Aber du hast mir Ohren gegeben, um auf dich zu hören! ... Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude. Ihn trage ich in meinem Herzen.» (Psalm 40,7-9). Jesu Tod am Kreuz ist kein Opfertod. Gott braucht das nicht. In Jesu Leiden und Sterben zeigt er sich vielmehr als ein Gott, der mit uns geht, wo immer unser Weg uns hinführt. Der mit uns leidet. Der mit uns auch Ungerechtigkeit aushält und das Gemeine und Böse mit uns trägt, wenn es denn nicht zu vermeiden ist. Der uns nie im Stich lässt, selbst nicht im Tod. Mit der Auferweckung Jesu macht Gott deutlich, dass Versagen und Schuld, Ungerechtigkeit und das Böse, Leiden und Tod nicht das Letzte sind. Denn in Tod und Auferstehung Jesu ist ihnen die Macht über uns ein für alle Mal genommen, ist uns das Leben mit Gott für immer geschenkt. Die frohe Botschaft lautet darum: Nicht der Mensch ist es, der Gott etwas darbringt. Im Gegenteil: Gottes Güte und Liebe stehen uns von allem Anfang an und jederzeit umsonst zur Verfügung. Er schenkt uns seine Güte nicht nach unserem beschränkten, sondern nach seinem unerschöpflichen Mass. Wir brauchen ihn nicht gnädig zu stimmen, denn er ist es schon immer. Das einzige, was wir ihm bieten können, ist, ihn zu ehren und ihm zu danken.» Erhältlich oder bestellbar in jeder Buchhandlung. Edition NZN beim TVZ Theologischen Verlag Zürich, ISBN 978-3-290-20070-1 |
Sind eine Spezialität meiner Textwerkstatt. Hier ein Beispiel, verfasst für die Präsidentin einer Gemeinde-Schulpflege: Liebe Anwesende Wieder wurde ein Jahr lang fleissig gewirkt und gearbeitet rund um unsere Primarschule. Schulkinder, Lehrende, Eltern, Schulpflege-Mitglieder, Fachleute haben sich mit den oft mühsamen und zahllosen Details des Schulalltages abgemüht, um Lösungen gerungen, sich an Erfolgen gefreut, haben mit Rückschlägen und Hindernissen leben müssen. Wie das halt so ist, wo Schule statt findet... Unser Treffen heute scheint mir ein guter Moment, um kurz inne zu halten, Abstand zu nehmen von diesem Wust an Alltagsfragen und uns auf das Wesentliche zu besinnen, das uns letztlich trägt, nährt und motiviert zum immer wieder weiter machen. Zwei Dinge sind mir hier ganz wichtig: Das eine ist die menschliche Wertschätzung. Dass bei allem, was wir tun, auch in struben Zeiten und stressigen Phasen immer die Grundbotschaft mitschwingt: «Ich schätze und achte dich als Mensch und nehme jedes Bemühen und gute Wollen wahr. Auch wenn unsere Meinungen verschieden sind oder wir es nicht einfach haben zusammen. Solche Dinge auch auszusprechen, fällt ja vielen von uns nicht immer leicht. Trotzdem sollten wir uns hie und da wieder mal dazu überwinden! Und es geht auch ohne Worte: Grundlegende Wertschätzung wird auch spürbar in der eigenen Haltung und in der Art, wie wir auf andere zu gehen. Das zweite Basis-Element ist das grundlegend Vertrauen, das wir einander immer wieder neu schenken müssen. Ohne geht es meines Erachtens nicht, wo Menschen mit Menschen zu tun haben. Das Vertrauen, dass die Kinder lernen und wachsen wollen und dass wir alle sie dabei fördern und unterstützen wollen. Selbst dann, wenn der äussere Schein und die Mühen des Alltags scheinbar dagegen sprechen. Das Leben nimmt merkwürdige Wendungen und ist voller Überraschungen. Wer wüsste das besser als wir, die wir uns mit Schule befassen. Wertschätzung und Vertrauen sind für Menschen, was Sonne und Regen für das Gras: Absolut unentbehrlich für gutes Gedeihen. Sie geben Kraft und machen Mut zum Dranbleiben und immer wieder die Freude finden. Und vergessen wir nicht: Wir tun zwar alle unser Bestes; aber es wird nie alles perfekt sein, wo es um Menschen geht! Und nun nehme ich mich gleich selber beim Wort und gehe über zum Verdanken geleisteter Dienste und zur Ehrung verdienter Mitwirkender in unserem Schul-Organismus. Auch das gehört zur Wertschätzung! |