Leben

Die Welt, so, wie sie ist!

06.12.2012 - Walter Roth

Ein Buch, das die Augen öffnet und sehr viel Spass macht:
«Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte», von Sabina Bermann. Auf Deutsch erschienen im Fischer Verlag

Die Hauptperson ist eine autistisch veranlagte junge Frau, die in einem Thunfischerei-Familienunternehmen in Mexico mit ihrer Tante aufwächst. Die Erzählung reicht von ihrer umnachteten Kindheit bis in ein sehr erfolgreiches und dramatisches Erwachsenenleben.

Diese Karen Nieto ist die Ich-Erzählerin. Wir erleben also die ganze Geschichte aus ihrer Optik, und die ist ganz speziell. Sie kann sich keine Zukunft ausdenken und darüber spekulieren, oder über Vergangenes Nachsinnen. Metaphern, Sprüche und Zynismus versteht sie nicht. Sie mag keine Berührung und kennt keine sozialen Gefühle.

Andererseits ist sie hoch begabt in der Welt der Fakten und Zahlen und im logischen Denken. Sie nennt sich selbst »Miss spezielle Fähigkeiten»
Daraus ergeben sich dauernd spannende und erfrischende Blicke auf die Welt der «Standard-Menschen», wie sie die Normalos nennt. Warum müssen sich die auf einer Party z.B. dauernd gegenseitig in die Pupillen starrren? Oder wenn ihre Zimmerkollegin an der Uni stöhnt «Ich kann einfach mich selber nicht finden...» erwidert Karen, sie sei doch jetzt gerade hier...! Usw.
Erwünschte Nebenwirkung des Buches: Man lernt sehr viel Wissenswertes über Thunfische und wie sie gefangen und verarbeitet werden.

Das, zusammen mit der hervorragenden und anschaulichen Erzählkunst Sabina Bermanns, ergibt ein ganz einmaliges Lesevergnügen, von dem man fast nicht genug bekommt.

Sabina Bermann ist die erfolgreichste Theater-Autorin Mexicos. Sie schreibt auch Poesie, Prosa und journalistische Texte. Dies ist ihr erster Roman. Originaltitel: «La mujer que buceó dentro del corazon del mundo» (2010).
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Kino

»Dans la maison» by Francois Ozon: Leben wir Geschichten?

08.11.2012 - Walter Roth

Mit relativ simplen Mitteln eine tiefe Wahrheit der «Condition Humaine» hinüber bringen, unterhaltsam und geistreich – das ist für mich Zeichen eines wirklich grossen Films. Francois Ozon ist es hier grossartig gelungen: Ein schriftstellerisch begabter Mittelschüler beschreibt ganz genau, was er im Haus seines Freundes Rapha so beobachtet, angespornt von seinem Literaturprofessor, der völlig in den Bann dieses Fortsetzungsromans gerät. Die an sich schlichte Erzählung kollidiert und überschneidet sich auf höchst raffinierte Weise mit den Geschichten, welche die andern Figuren für ihr scheinbar so reales Leben kreieren. Gibt es dafür wirklich eine für alle gültige «Wahrheit»? Eben gerade nicht. Unser Leben ist grösstenteils unsere eigene Erfindung. Unser «Mind» erschafft sich, mindestens im zwischenmenschlichen Bereich, die «Realitäten», die uns dann so viel zu schaffen macht.

Der Film ist auch hervorragend besetzt mit so klangvollen Namen wie Fabrice Luchini, Kristin Scott Thomas und Emmanuelle Seigner. In den Kritiken sträflich vernachlässigt wird hingegen die Leistung von Denis Menochet, der den jungen Claude zurückhaltend, aber höchst raffiniert darstellt, der allein mit seinem eindringlichen Blick die Menschen (Frauen) um ihn herum dazu bringt, unglaubliche Sachen zu sagen und zu tun. Für einen so jungen Darsteller ist das eine Klasse-Leistung.

«Dans la maison» läuft jetzt im Arthouse-Programm.
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Wandern

Durchs Lochbach-Tobel auf den Baschlisgipfel

21.10.2012 - Walter Roth

Eine Mini-Bergtour im oberen Tösstal, die es in sich hat: Ein dunkles, steiles Tobel hinauf mit zwei sicher 20 Meter hohen Wasserfall-Kesseln und gewaltigen Sandstein/Mergel-Balmen darunter und dann auf die sonnigen Höhen der Bachtelkette mit Ausblick auf den Alpenkranz und weit ins Süddeutsche hinein. So geht’s:

Ab Zürich mit S5 bis Wetzikon und per Bus nach Bauma Bahnhof. Jetzt dem Wanderwegweiser Lochbachtobel – Sonnenhof – Ghöch folgen. Nach ein paar hundert Metern auf der Tösstalstrasse biegt der Weg rechts ins Tobel hinein (asphaltiert bis zum letzten bewohnten Haus). Jetzt kommt das eigentliche Tobel. Der dramatisch angelegte Weg ist gut und sicher ausgebaut. Alu-Brücklein und steile Treppen mit Geländer überwinden die schlimmsten Stellen. Die zwei Wasserfall Hohlkessel sind wirklich sehr imposant, vor allem, wenns vorher tüchtig geregnet hat. Tritt man nach der letzten Brücke und dem letzte steilen Stück aus dem Wald, kommt der totale Gegensatz: Ein waldiger Hügelkamm mit grünen Weiden und einer super Aussicht übers Züri-Oberland und weit darüber hinaus.

Nach einem etwas 10minütigen Stück Asphaltstrasse kommt schon das beliebten Bergrestaurant Sonnenhof (Stärkung!). Weiter geht’s ziemlich horizontal auf der Kretenstrasse in Richtung Ghöch. Kurz nachdem der Wanderweg rechts von ihr abbiegt, geradeaus in den Wald hinien und nach ca. 200 Metern links auf einen schmalen Waldpfad einbiegen (nicht bezeichneter Trampelpfad). Immer auf der Krete bleiben bis die Wegspur unvermittelt zu einer Gipfel-Waldhütte mit grosser Weide davor führt: Der Baschlis-Gipfel (1064 M.ü.M)! Die beiden Bänke davor sind bei Sonnenschein ein Gratis-Solarium der Superklasse. Wer den Trampelpfad verpasst, geht einfach die nächste auftauchende Kuhweide links hinauf.

Links dem Waldrand entlang absteigend kommt man auf ein Waldsträsschen und folgt diesem nach links und dann den Wegmarken bis hinunter nach Steg. Wanderzeit gut drei Stunden, ca. 400 Höhenmeter rauf und 350 runter. Tolle Eintagestour ab Zürich, bei der man auch zu vernünftiger Zeit wieder zuhause ist. (Bei Schnee und Eis Tobel umgehen).
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Kino

«Magnifica Presenza»: Höchst elegante, liebenswerte Geister

14.10.2012 - Walter Roth

Der neue Film von Ferzan Ozpetek besticht durch sehr schön ins Bild gesetzte träumerische Poesie. Der höchst sympathische, schwule Möchtegern-Schauspieler Pietro (Elio Germano) kommt aus Sizilien nach Rom und findet hier sogleich seine Traum-Villa, etwas heruntergekommen, aber spottbillig zu mieten. Leider ist sie aber schon «besetzt» von einer geisterhaften Variete-Schauspieltruppe, die 1943 spurlos verschwand. Sie müssen hier spuken, bis sie heraus gefunden haben, wer sie (die alle auch Spione der Resistenza waren) letztlich verraten hat.

Wie diese hoch eleganten Bühnenprofis und Pietro sich näher kommen und miteinander kommunizieren, ist von Ozpetek höchst kunstvoll und feinfühlig in Szene gesetzt. Und auch, wie sein Umfeld auf seine offensichtlichen Wahnvorstellungen reagiert, ergibt wunderbare und tiefgründige Situationskomik. Und das alles in schönstem und klassischem Italienisch! Ein echtes Schauvergnügen, bei dem zu allem hin auch noch meine italienische Lieblings-Schauspielerin Margherita Buy mitspielt. Bis 17. Oktober noch im Lunchkino. Später dann im Arthouse-Programm.
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Leben

Homöopathie: Beliebt und erfolgreich – seit über 200 Jahren

09.10.2012 - Walter Roth

Kleine weisse Kügelchen (Globuli), die nach nichts als Milchzucker schmecken, sind die Träger einer altbewährten und weit verbreiteten Heilmethode: Homöopathie. Wie ist sie entstanden? Wie wirkt sie? Warum ist sie so sanft, universal verträglich und beliebt? Hier das Wichtigste in Kürze.

von Walter Roth

Eine sanfte Heilkunst, die lebt und sich weiter entwickelt
Begründet hat die Homöopathie der deutsche Arzt und Forscher Christian Friedrich Samuel Hahnemann schon um 1790. In den über 200 Jahren seither haben seine Schüler und Generationen von Heilkundigen sie weiter entwickelt und immer neue homöopathische Heilmittel geschaffen und geprüft. Dank ihren Bemühungen stehen heute eine Vielzahl an homöopathischen Mitteln zur Auswahl, von Einzel- und Komplexmitteln, die über eine Experten-Beratung bestimmt und verordnet werden bis zu fertigen Zubereitungen für viele alltägliche Beschwerden, die Sie problemlos selber auswählen und anwenden können. Was bewegt immer mehr Menschen, auch diese Heilmethode zu wählen? Hauptsächlich, dass sie ohne chemisch-synthetische Wirkstoffe auskommt, den Körper also nicht zusätzlich belastet und frei sind von unerwünschten Nebenwirkungen, also wirklich verträglich für alle.

Typisch Homöopathie: Ähnlichkeits-Prinzip und Potenzierung
Was homöopathische Heilmittel von allen andern unterscheidet, sind zwei Prinzipien: Das Ähnlichkeits-Prinzip und die Potenzierung. Durch Selbstversuche und genaues Beobachten hat Hahnemann Folgendes entdeckt: Was beim Gesunden bestimmte Symptome (zum Beispiel Rötung und Hitze) hervorruft, kann einen kranken Menschen mit ähnlichen Beschwerden heilen.
Ein Beispiel: Nach einem Bienenstich schwillt die Haut an, wird rot, heiss und gespannt, begleitet von stark stechenden brennenden Schmerzen. Nach der Einnahme eines homöopathisch zubereiteten, stark verdünnten Bienengiftes oder beim Auftragen auf der Stichstelle gehen Schmerz, Rötung und Schwellung rasch zurück. Das Erstaunliche daran: Das homöopathische Bienengiftpräparat kann nicht nur die Folgen eines Bienenstichs beheben, sondern auch ähnliche Beschwerden mit ganz anderen Ursachen. Zum Beispiel Folgen von schädlichen Einflüssen wie Bakterien, Insektengift, Hitze, Allergene.
Potenzieren verstärkt die heilenden Energien
Ebenfalls durch Versuche und Intuition stellte der Begründer der Homöopathie fest: Durch sehr starkes Verdünnen und regelmässiges Verschütteln der natürlichen Ausgangs-Stoffe wird die Heilkraft des Mittels verstärkt (potenziert, dynamisiert). Wird eine Ausgangslösung zu Beispiel in sechs Zehnerschritten verdünnt und mit kräftigen Schüttelschlägen bewegt, erhält man die Potenz D6 (1:1'000'000). Vom Ausgangsstoff sind darin nur noch wenige, kaum nachweisbare Moleküle enthalten. Dessen Heil-Informationen wirken aber umso stärker. Dank der enormen Verdünnung wird der Organismus in keiner Weise chemisch belastet, und unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten.

Welches Mittel passt zu mir und zu meinen Beschwerden?
Die grosse Kunst in der klassischen Homöopathie ist es, das genau richtige Mittel zu finden für genau diesen, einzigartigen Menschen mit seinen individuellen und momentanen Beschwerden. Dabei spielen Faktoren mit wie die Art der Persönlichkeit und die körperliche Konstitution, die genaue Beschaffenheit des Schmerzes oder anderer Symptome, wie sich die Beschwerden im Tageslauf verändern, was sie verstärkt, was sie abschwächt usw. Meist sind dafür eines oder mehrere eingehende Beratungsgespräche nötig. Ist aber das passende Mittel oder die Mittel-Kombination gefunden, können oft verblüffend schnelle und tiefgreifende Heilerfolge erlebt werden. Manchmal kann dabei eine sogenannte Heilreaktion eintreten, wobei die Beschwerden sich kurzfristig verstärken, um dann desto gründlicher zu verschwinden.



Homöopathie – Ihre Vorteile
Keine schädlichen Nebenwirkungen
Keine unerwünschten Reaktionen mit anderen Medikamenten, mit Genuss- oder Lebensmitteln
Echtes Ausheilen der Beschwerden (weniger Chronifizierung)
Keine Gefahr von Überdosierung
Weder Suchtgefahr noch Beeinträchtigung der Sinne
Geeignet für Mensch und Tier, auch für Säuglinge, Schwangere und arzneimittel-empfindliche Personen.



Einzelmittel bei Erkältung / grippalen Infekten
Zur Illustration des oben Gesagten hier die Kurzporträts von sieben homöopathischen Einzel-Mitteln, die angezeigt sind bei beginnender Erkältung oder grippalen Infekten.

Aconitum (Eisenhut): Wenn die Erkältung heftig/schnell/plötzlich auftritt (wie angeworfen). Vor allem angezeigt in der fieberhaften Phase. Man mag nichts essen. Sehr berührungsempfindliche Haut.

Belladonna (Tollkirsche): Wenn die Erkältung plötzlich und schnell auftritt und man sich sofort heiss fühlt (rotes Gesicht, wie eine gedämpfte Tomate). Der ganze Körper fühlt sich heiss an und schwitzt.

Bryonia (Zaunrübe): Wenn man sich bei beginnender Erkältung müde/abgeschlagen fühlt, ins Bett sinkt und dort regungslos verharrt, in mürrischer Stimmung, die nur Ruhe will. Körper trocken, mit viel Durst auf kaltes Wasser.

Eupatorium (Wasserhanf): Wenn die Erkältung mit Kopfweh und Gliederschmerzen beginnt, man sich ins Bett legen möchte, dort aber unruhig ist und keine bequeme Stellung findet.

Gelsemium (Jasmin): Wenn man sich abgeschlagen fühlt, «wie nach einer Schlägerei», dazu schwer, schlaff und erschöpft. Kein Durst. Man möchte am liebsten allein sein.

Rhus toxicodendron (Giftsumach): Wenn Gelenke und Glieder schmerzen, der Körper sich aber starr und steif anfühlt. Giederschmerzen, Angstgefühle (möchte fliehen). Grosse Unruhe. Wärme tut gut (heisses Bad).

Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat): Wenn die Erkältung schleichend kommt, über eine ganze Woche, mit nur schwachem Fieber und lange nicht richtig ausbricht. Bleiches Gesicht. Jede kleinste Anstrengung erschöpft total.

Am besten nimmt man vom passenden Mittel bei den ersten Anzeichen sofort alle 15 bis 30 Minuten fünf bis zehn Globuli und fährt damit weiter, bis eine deutliche Besserung eintritt. Dann kann man die Intervalle verlängern. Globuli eine halbe Stunde vor dem Essen oder eine Stunde nach dem Essen einnehmen. Wenn Sie gerade in einer homöopathischen Konstitutions-Therapie sind, unbedingt die Anweisungen Ihrer Homöopathin/Ihres Homöopathen beachten.
 

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