Kleine weisse Kügelchen (Globuli), die nach nichts als Milchzucker schmecken, sind die Träger einer altbewährten und weit verbreiteten Heilmethode: Homöopathie. Wie ist sie entstanden? Wie wirkt sie? Warum ist sie so sanft, universal verträglich und beliebt? Hier das Wichtigste in Kürze. von Walter Roth Eine sanfte Heilkunst, die lebt und sich weiter entwickelt Begründet hat die Homöopathie der deutsche Arzt und Forscher Christian Friedrich Samuel Hahnemann schon um 1790. In den über 200 Jahren seither haben seine Schüler und Generationen von Heilkundigen sie weiter entwickelt und immer neue homöopathische Heilmittel geschaffen und geprüft. Dank ihren Bemühungen stehen heute eine Vielzahl an homöopathischen Mitteln zur Auswahl, von Einzel- und Komplexmitteln, die über eine Experten-Beratung bestimmt und verordnet werden bis zu fertigen Zubereitungen für viele alltägliche Beschwerden, die Sie problemlos selber auswählen und anwenden können. Was bewegt immer mehr Menschen, auch diese Heilmethode zu wählen? Hauptsächlich, dass sie ohne chemisch-synthetische Wirkstoffe auskommt, den Körper also nicht zusätzlich belastet und frei sind von unerwünschten Nebenwirkungen, also wirklich verträglich für alle. Typisch Homöopathie: Ähnlichkeits-Prinzip und Potenzierung Was homöopathische Heilmittel von allen andern unterscheidet, sind zwei Prinzipien: Das Ähnlichkeits-Prinzip und die Potenzierung. Durch Selbstversuche und genaues Beobachten hat Hahnemann Folgendes entdeckt: Was beim Gesunden bestimmte Symptome (zum Beispiel Rötung und Hitze) hervorruft, kann einen kranken Menschen mit ähnlichen Beschwerden heilen. Ein Beispiel: Nach einem Bienenstich schwillt die Haut an, wird rot, heiss und gespannt, begleitet von stark stechenden brennenden Schmerzen. Nach der Einnahme eines homöopathisch zubereiteten, stark verdünnten Bienengiftes oder beim Auftragen auf der Stichstelle gehen Schmerz, Rötung und Schwellung rasch zurück. Das Erstaunliche daran: Das homöopathische Bienengiftpräparat kann nicht nur die Folgen eines Bienenstichs beheben, sondern auch ähnliche Beschwerden mit ganz anderen Ursachen. Zum Beispiel Folgen von schädlichen Einflüssen wie Bakterien, Insektengift, Hitze, Allergene. Potenzieren verstärkt die heilenden Energien Ebenfalls durch Versuche und Intuition stellte der Begründer der Homöopathie fest: Durch sehr starkes Verdünnen und regelmässiges Verschütteln der natürlichen Ausgangs-Stoffe wird die Heilkraft des Mittels verstärkt (potenziert, dynamisiert). Wird eine Ausgangslösung zu Beispiel in sechs Zehnerschritten verdünnt und mit kräftigen Schüttelschlägen bewegt, erhält man die Potenz D6 (1:1'000'000). Vom Ausgangsstoff sind darin nur noch wenige, kaum nachweisbare Moleküle enthalten. Dessen Heil-Informationen wirken aber umso stärker. Dank der enormen Verdünnung wird der Organismus in keiner Weise chemisch belastet, und unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. Welches Mittel passt zu mir und zu meinen Beschwerden? Die grosse Kunst in der klassischen Homöopathie ist es, das genau richtige Mittel zu finden für genau diesen, einzigartigen Menschen mit seinen individuellen und momentanen Beschwerden. Dabei spielen Faktoren mit wie die Art der Persönlichkeit und die körperliche Konstitution, die genaue Beschaffenheit des Schmerzes oder anderer Symptome, wie sich die Beschwerden im Tageslauf verändern, was sie verstärkt, was sie abschwächt usw. Meist sind dafür eines oder mehrere eingehende Beratungsgespräche nötig. Ist aber das passende Mittel oder die Mittel-Kombination gefunden, können oft verblüffend schnelle und tiefgreifende Heilerfolge erlebt werden. Manchmal kann dabei eine sogenannte Heilreaktion eintreten, wobei die Beschwerden sich kurzfristig verstärken, um dann desto gründlicher zu verschwinden. Homöopathie – Ihre Vorteile Keine schädlichen Nebenwirkungen Keine unerwünschten Reaktionen mit anderen Medikamenten, mit Genuss- oder Lebensmitteln Echtes Ausheilen der Beschwerden (weniger Chronifizierung) Keine Gefahr von Überdosierung Weder Suchtgefahr noch Beeinträchtigung der Sinne Geeignet für Mensch und Tier, auch für Säuglinge, Schwangere und arzneimittel-empfindliche Personen. Einzelmittel bei Erkältung / grippalen Infekten Zur Illustration des oben Gesagten hier die Kurzporträts von sieben homöopathischen Einzel-Mitteln, die angezeigt sind bei beginnender Erkältung oder grippalen Infekten. Aconitum (Eisenhut): Wenn die Erkältung heftig/schnell/plötzlich auftritt (wie angeworfen). Vor allem angezeigt in der fieberhaften Phase. Man mag nichts essen. Sehr berührungsempfindliche Haut. Belladonna (Tollkirsche): Wenn die Erkältung plötzlich und schnell auftritt und man sich sofort heiss fühlt (rotes Gesicht, wie eine gedämpfte Tomate). Der ganze Körper fühlt sich heiss an und schwitzt. Bryonia (Zaunrübe): Wenn man sich bei beginnender Erkältung müde/abgeschlagen fühlt, ins Bett sinkt und dort regungslos verharrt, in mürrischer Stimmung, die nur Ruhe will. Körper trocken, mit viel Durst auf kaltes Wasser. Eupatorium (Wasserhanf): Wenn die Erkältung mit Kopfweh und Gliederschmerzen beginnt, man sich ins Bett legen möchte, dort aber unruhig ist und keine bequeme Stellung findet. Gelsemium (Jasmin): Wenn man sich abgeschlagen fühlt, «wie nach einer Schlägerei», dazu schwer, schlaff und erschöpft. Kein Durst. Man möchte am liebsten allein sein. Rhus toxicodendron (Giftsumach): Wenn Gelenke und Glieder schmerzen, der Körper sich aber starr und steif anfühlt. Giederschmerzen, Angstgefühle (möchte fliehen). Grosse Unruhe. Wärme tut gut (heisses Bad). Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat): Wenn die Erkältung schleichend kommt, über eine ganze Woche, mit nur schwachem Fieber und lange nicht richtig ausbricht. Bleiches Gesicht. Jede kleinste Anstrengung erschöpft total. Am besten nimmt man vom passenden Mittel bei den ersten Anzeichen sofort alle 15 bis 30 Minuten fünf bis zehn Globuli und fährt damit weiter, bis eine deutliche Besserung eintritt. Dann kann man die Intervalle verlängern. Globuli eine halbe Stunde vor dem Essen oder eine Stunde nach dem Essen einnehmen. Wenn Sie gerade in einer homöopathischen Konstitutions-Therapie sind, unbedingt die Anweisungen Ihrer Homöopathin/Ihres Homöopathen beachten. |