Kino

Filmtipp: «Wätterschmöcker»

05.07.2010 - Walter Roth

Sieben urchige, knorrige Muothataler, sich so ähnlich und doch so verschieden wie die Tannen im Bergwald über ihrem engen Tal, erzählen von den Überlieferungen, den «Zeichen» der Natur und den Wetterphänomenen, nach denen sie jeweils das Wetter für ein halbes Jahr vorher sagen. Der Forstwart schaut genau darauf, was sein Wald macht. Der Jäger beobachtet das Verhalten der Wildtiere, von den Waldameisen bis zu den Steinbockkolonien. Der Bergbauer horcht auf die «Botschaften» von Wiesen, Winden und Wolken. Vermischt mit so manchem träfen Spruch und Witz. Die tiefe Herzens-Verbundenheit mit der Berglandschaft im Jahreslauf und mit den Menschen, die sie bebauen und bewohnen, wird fast mit Händen greifbar. Aber die verschmitzten Käuze sind durchaus keine Hinterwäldler. Sie werfen einen unverfälschten Blick auf die übrige Welt und kommentieren sie auf höchst originelle Art.
Der alles überragende Hauptdarsteller ist aber das Muothatal und die Schwyzer Berge. Urwüchsig, tragisch, bedrohlich, traumhaft schön und idyllisch, so zeigt es sich in allen Jahreszeiten in grossartig gefilmten Bildern. Hier schlägt das Herz der Schweiz!
Zur Erheiterung noch ein besonders guter Witz, erzählt vom «Geissdädi»: Ein Muothataler und seine Frau gehen an einen Tanzabend. Er geht etwas früher heim. Am Morgen ist seine Angetraute noch nicht da. Kommt der Nachbar und meldet: «Da unten liegt deine Frau in der Wiese und einer auf ihr drauf!» Der Bauer packt die Mistgabel und geht nachschauen, kommt aber sehr schnell wieder zurück. Fragt der Nachbar, was er gemacht habe. Antwort: Nichts. Die liegen ja gar nicht auf meinem Land!»

«Wätterschmöcker», von Thomas Horat, demnächst im Zürcher Kinoprogramm. Unbedingt sehenswert; da weitab von Hollywood und TV-Geseichte.
 

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Wandern

Die Gastro-Perle an der Dampfbahn-Strecke

28.05.2010 - Walter Roth

«Wildis Bistro Schuppe» befindet sich im liebevoll umgebauten und mit unzähligen Bahn-Requisiten liebevollst eingerichteten Stationsgebäude und Güterschuppen von Neuthal an der Bahnlinie der ehemaligen Üerikon-Bauma-Bahn. Das von Nostalgikern betriebene Dampfbähnchen hält hier nur noch jeden ersten und dritten Sonntag von Mai bis Oktober.

Der Bistro Schuppen aber ist jeden Freitag, Samstag und Sonntag von 09.-00 bis 22.00 offen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Am besten mit dem VZO-Bus ab Wetzikon bis Stop Neuthal. Das Bistro mit 30 Plätzen bietet schweizerisch-kroatische Küche vom Feinsten und erst noch alles Bio aus der Region! Spezialitäten sind Eintöpfe, Grilladen, Bio-Gemüse und –Salate, Strudel und Palatschinken salzig oder süss.

Ideal, um einen Anlass im kleineren Kreis zu feiern oder als Ausgangs- oder Zielpunkt einer Wanderung. Beim alten Fabrik-Komplex von Neuthal starten ein Industrie-Lehrpfad, die Guyer-Zeller-Wege und zahlreiche Wander-Varianten über die grün-grasigen Hügel zwischen Tösstal und Hinwil-Wald. Wir haben im Bistro Schuppen einen feinen Kaffe getrunken, länger mit der Wirtin geplaudert und sind dann über alle Hügel bis zum Bachtel-Gipfel gewandert (knapp fünf Stunden!).
Neuthal – in vieler Hinsicht ein echter Geheim-Tipp!
www.bistro-schuppe.ch
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Leben

Achtsam sich beim Leben zuschauen...

14.05.2010 - Walter Roth

Was heisst Achtsamkeit? Die Dinge, die unser Leben ausmachen, entspannt und sehr genau anschauen, so, wie sie sich von Augenblick zu Augenblick unserem Bewusstsein präsentieren: Gedanken, Gefühle, Sinneswahrnehmungen, soziale Situationen, Selbst- und Weltbilder etc., möglichst ohne sie sogleich zu beurteilen und irgendwie anders haben zu wollen. Seien diese Dinge nun angenehm, erfreulich, unangenehm, schmerzlich, Angst einflössend oder einfach neutral und banal – es macht keinen Unterschied.

Wer ganz genau hinschauen kann, ohne sich sogleich emotional und gedanklich in das zu verstricken, was er da wahr nimmt, sieht die Dinge immer mehr so, wie sie wirklich sind: die Beziehungen, die Arbeit, die Essgewohnheiten, die automatisierten Abläufe des Alltags, denen unser bewusstes Denken pausenlos und routinemässig entlang rast. Das Bild wird klarer, wir können uns immer besser ausserhalb stellen und sehen genau, was da eigentlich vor sich geht. Dabei kommen wir ganz schön auf die Welt! Was wir da die ganze Zeit so machen und denken, hat nämlich für einen wirklich neutralen Betrachtenden sehr viel Absurdes, Paradoxes, Sinnloses, ja Verrücktes: What a crazy world!

Achtsamkeit kann man lernen, üben, verbessern. Die beste mir bekannte Methode dazu heisst MBSR (Mindfulness-Based-Stress-Reduction). Sie wurde von Jon Kabat Zinn in den USA entwickelt und basiert auf uralten buddhistischem Erfahrungswissen, ist aber selber absolut religions- und ideologiefrei, also für alle zugänglich und praktizierbar. Es sind ganz einfache Meditationen, die den eigenen Körper zum Gegenstand haben, ganz speziell den Atem, der ja immer da ist, solange wir leben und meistens von selbst geschieht.

Wer sie längere Zeit am besten täglich praktiziert, wird mehr und mehr zum achtsamen Betrachter des eigenen Seins und Lebens und wird sich bewusst, wie kostbar der Augenblick ist. Wirklich leben ist immer jetzt. Handeln, wählen, Ideen gebären, Einsichten gewinnen können wir nur im Augenblick, nicht gestern und nicht morgen. Der Augenblick fängt an, von innen her zu leuchten, und die Erkenntnis reift: Es gibt keine unwichtigen Momente!

Meine Liebste, Marianne, praktiziert diesen Weg schon länger; ich habe mich seit ein paar Monaten auch aufgemacht. Die Wirkungen sind wirklich spürbar und höchst angenehm: Mehr Gelassenheit angesichts von äusseren und inneren Stressoren wie schwierige Mitmenschen, Stress-Situationen, Auseinandersetzungen, Schmerzen, Krisen. Mehr Ruhe im Alltag, mehr Zeit und einen klareren Blick darauf, wie wir mit ihr umgehen.
Es lohnt sich!
Mehr dazu unter www.mbsr-verband.ch
 

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Wandern

MARETTIMO: Dufttherapie auf der Fussgänger-Insel

04.05.2010 - Walter Roth

Auf Marettimo gibt’s nur ein gemütliches Fischerdorf mit Hafen und etwa 700m autotüchtige Strasse bis zum Friedhof. Der Rest sind Fusswege bzw. Eselpfade!
Statt Abgase umwehen einem schon wenige Meter ausserhalb der Häuser die kräftigen aromatischen Duftbuketts der Macchia und schönster Pinienwälder. Darum war unsere Marettimo-Wanderwoche Ende April die reinste Aromatherapie!

Etwa 15km lang, 3km breit und mit einer dreigipfligen Bergkette bis 700 M.ü.M. bietet die Insel herrliche mehrstündige Wanderungen für 4-5 Tage. Die Wege sind fast durchwegs gepflegt und gut beschildert. «Alle Wanderungen beginnen im Dorf!» verkündet der Inselprospekt – und sie führen auch dahin zurück. Man kann sich also kaum verlaufen; irgendwo taucht immer wieder eine Tafel auf, wo «PAESE» drauf steht. Jetzt im April waren ganze Felder von weissen und lilafarbigen Zistrosen am Aufblühen. Wilder Rosmarin, Erikasträucher 6 Co. verströmten Intensiv-Düfte. Verschiedene seltene Orchideen-Arten, ja sogar blässliche Alpenrosen haben wir entdeckt. Dabei wurden wir immer wieder mal von ein paar wilden Mufflon-Schafen ungläubig angestarrt und sind sogar einer Gämse mit ihrem Jungen begegnet. Empfehlung: Gute Wanderschuhe und Wanderstöcke mitnehmen! Das Kalkgestein macht einige Ab- und Aufstiege recht holprig. Und die sehr schöne Wanderung an die Nordspitze zur «Cala biancha» ist ziemlich ausgesetzt und nur für Schwindelfreie geeignet.

Wer mal keine Lust zum Wandern hat, kann ein Esel-Trekking arrangieren oder eine Boots-Rundfahrt machen und ein paar tolle Grotten und Badebuchten besuchen (ca. 3 Std.). Marettimo-Residence, die einzige Hotelanlage, bietet über 20 sehr schöne Appartements mit Mini-Küche, durchaus auch familien-tauglich. Dank einem Mini-Market, einer tollen Bäckerei und einem Metzger, den man manchmal zuerst im Dorf suchen muss, konnten wir uns erstklassig bekochen. Ein tolles, fangfrisches Fischmenu leisteten wir uns im Restaurant «Il Pirata», mit Blick aufs Meer und unter einem Heizpilz!

Das Abenteuerlichste an Marettimo ist die Hin- und Rückreise. Die Tragflügelboote (Aliscafi) ab dem sizilianischen Trapani fahren manchmal einfach nicht. Z.B. auf unserer Hinfahrt; ob wegen zuviel Wellengang oder wegen eines fehlenden Ersatzteils, wurde nie ganz klar. So haben wir eben die sehr schöne Altstadt von Trapani und sizilianische Lebensart näher kennen gelernt und im Bed&Breakfast «I Lumi» in einem romantischen alten Palazzo übernachtet.

Mehr Infos unter www.marettimoresidence.it und in jedem guten Sizilien-Reiseführer.
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Wandern

Durch die Teufelsschlucht auf den Allerheiligenberg

09.04.2010 - Walter Roth

Diese Teufelsschlucht hat nichts mit Uri und der Schöllenenschlucht zu tun. Sie beginnt im braven Mittelland, gleich hinter Hägendorf bei Olten und biete eine in vieler Hinsicht schöne und erlebnisreiche Wanderung. Mit Interregio und S-Bahn ist man mit nur 1x Umsteigen in 44 Min. ab Zürich HB in Hägendorf. Schon gleich beim Bahnhof weist eine grosse Tafel zur «Tüfelsschlucht» und bald taucht der Wanderweg, am gleichnamigen Restaurant vorbei, in eine völlig andere Welt ein:

Die Tüfelsschlucht ist 2.2 Kilometer lang, steht unter Naturschutz und ist geologisch, botanisch und ornithologisch beachtenswert. Sie gilt als schönste Schlucht der Schweiz. In gemächlicher Steigung führt der Weg an steilen Wänden, Klüften und Grotten vorbei; über Brücken, Stege und Treppen. In Jahrmillionen hat sich der Cholersbach tief in das Juragestein gefressen. Mal tost er über alte Talsperren, dann schiesst er in glatt geschliffene Strudellöcher, um wenig weiter friedlich durchs Geröll zu plätschern. Im unteren Teil der Tüfelsschlucht gibt es zwei Feuerstellen, die zum Verweilen einladen. Die gesamte Wanderzeit von Hägendorf auf den Allerheiligenberg beträgt 1 Stunde 30 Minuten.

Wie ist diese friedliche Schlucht zu einem solchen Namen gekommen? Die Sage vom Cholersgraben erzählt, dass es dort so schön kühl und angenehm ist, dass es sogar dem Teufel gefallen hat. Eist hatte sich nämlich ein Teufel mit einer armen Seele im Graben verlaufen und es gefiel ihm dort so sehr, dass es beschloss, zu bleiben. Er holte seine Artgenossen in die Schlucht, wo sie fortan ihr Unwesen trieben. Das teuflische treiben versetzte die Bewohner in Angst und Schrecken: Es polterte und tobte aus der Schlucht, der Bach dampfte und fing an, nach Schwefel zu stinken. Ein Pater, der deswegen gerufen wurde, stellte sich mutig und mutterseelenallein dem harten Kampf mit dem Bösen. Erst nach Stunden kehrte er müde und gezeichnet ins Dorf zurück – aber seither sind die Teufel aus der Schlucht vertrieben!

Wamderfreudige können vom Allerheiligenberg (Bergrestaurant) weiter auf die Belchenflue und von dort nach Langenbruck, auf den Hauenstein-Pass oder direkt zurück nach Olten wandern. Es sind eher langgezogene, sanft auf- und absteigende Routen, wie es sich für die Jurahöhen gehört (sie sind darum auch bei den Bikern beliebt). Aber der Wald und die vierlei Tal-Ausläufer sorgen für immer neue Ein-und Ausblicke. Schon mehrfach getestet und genossen von Walter + Marianne!
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