Wandern

Baden über Biasca!

04.09.2010 - Walter Roth

Wer mit dem Gotthardzug nach Süden oder zurück fährt und im Bahnhof Biasca aus dem Fenster schaut, erblickt einen beeindruckenden Wasserfall, der direkt hinter den Gleisen über eine Felswand herunter stürzt. Bei viel Wasser wird er sogar zum Doppel-Fall mit zwei sich überkreuzenden Strahlen.
Wer aber weiss, dass sich genau darüber, 95 Höhenmeter höher oben, ein wunderbares Badebecken mit natürlicher Sonnenterrrasse befindet?
Die Biaschesi pilgern bei schönem Wetter mit Kind und Kegel dahin, um zu spielen, zu baden und die Sonne zu geniessen. Und kein Mensch sieht sie von unten!
Wir haben uns Mitte September vor einer Tour im Bleniotal die Freude gemacht und sind hinaufgestiegen. Marianne hat sogar einen erfrischenden «Tuffo» (Köpfler) ins Badebecken gemacht. Gleich beim Bahnhofgebäude weist einen der gelbe Wegweiser nach «Santa Petronilla», so heisst der Platz nach einer heute geschlossenen Kapelle. Es geht 10 Min. den Gleisen entlang nordwärts zum Bahnübergang, dann einen breiten Fahrweg hinauf bis zur alten Steinbogenbrücke über den Bergbach (15 Min). Auf dem Rückweg empfiehlt es sich, die «Via Crucis» zu nehmen, die etwas höher durch wunderschöne alte Kastanienhaine (Selven) führt und mit einer Reihe von Bildkapellen mit modernen Mosaiken von zwei guten Künstlern den Passionsweg Christi aufzeigt. An ihrem Ende gelangt man zur prächtigen Naturstein-Kirche San Pietro mit sehr schönen uralten Fresken und einer Eigenheit, die wir sonst noch nirgends gesehen haben: Der Kirchenboden steigt bergwärts an bis zum Altar. Offenbar weil die Erbauer noch kein Dynamit besassen, um den knallharten Granit unter der Kirche weg zu sprengen. Und nach einer oder zwei Stunden nimmt man den nächsten Interregio, um ein ganz spezielles Erlebnis reicher geworden!
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Leben

Immunstark leben?

26.08.2010 - Walter Roth

Krank werden oder gesund bleiben? Darauf haben viel mehr Dinge Einfluss als Bakterien und Viren: Gefühle, Denkbilder, Stress, soziales Erleben, Krisen – eigentlich das ganze Leben. Das Immunsystem ist extrem vernetzt. Die Psychoneuro-immunologie erforscht, was dabei geschieht.

Walter Roth

Eigentlich wissen wir es aus Erfahrung
Hausärzte und andere Gesundheits-Fachpersonen, aber auch Patientinnen und Patienten, die genauer hinschauen, sind ständig mit diesem Phänomen konfrontiert. Überlastung und Zoff am Arbeitsplatz, Angst vor Jobverlust, Familien- und Beziehungsstress, Verlust des Partners, Vereinsamung im Alter – solche Situationen machen Menschen anfälliger für Krankheiten und Beschwerden aller Art. Begeisterung für eine tolle Aufgabe, Getragen sein in einem warmen sozialen Netz, in einem super Team mitwirken, das Wissen «ich werde hier und für diese Menschen unbedingt gebraucht» erhalten hingegen Menschen kerngesund, obwohl rundherum alle ins Bett sinken, oder sie lassen Alterserscheinung für lange Jahre nie zum Problem werden. Gesund bleiben oder krank werden ist in vieler Hinsicht mit unserem Fühlen, Denken und Erleben verknüpft.

Psychoneuroimmunologie erforscht die Zusammenhänge
Eine relativ junge Wissenschaft, die Psychoneuroimmunologie, erforscht als interdisziplinäres Forschungsfeld diese Zusammenhänge und liefert dabei immer neue erstaunliche Erkenntnisse und Nachweise. Sie befasst sich vor allem mit den Wechselwirkungen zwischen Nervensystem, Hormonsystem und Immunsystem. Eine ihrer Grund-Erkenntnisse ist, dass diese Systeme mittels Botenstoffen aufeinander «hören» und sich gegenseitig beeinflussen. Schnittstellen dieser Vorgänge und Regelkreise sind das Gehirn mit der Hirnanhangdrüse, die Nebennieren und die Immunzellen. So besitzen Botenstoffe wie zum Beispiel die Neuropeptide die Eigenschaft, an Immunzellen anzudocken und ihnen Botschaften zu übermitteln. Oder sie können die Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung von Fresszellen, den sogenannten Makrophagen, verändern. Schwerpunkte dieses Forschens sind auch das Entstehen von Krebs und altersbedingter Demenz.

Immunschädling erster Güte: Stress
Eins zeigen auch diese Forschungen mit aller Deutlichkeit: Negativer, belastender Stress, vor allem, wenn er chronisch wird, ist Gift für das Immunsystem. «Der häufigste und wichtigste Faktor ist hier chronischer Stress» meint dazu Dr. Thorsten Mikoteit, Oberarzt Psychiatrie am Unispital Basel. «Wenn im Körper dauernd Noradrenalin und vor allem Cortisol ausgeschüttet werden, stehen wir quasi dauernd unter Alarmzustand, angespannt und bereit, zu kämpfen oder zu flüchten. Heute heisst das wohl eher, schwierige soziale oder Arbeits-Situationen zu überstehen. Ein über längere Zeit erhöhter Cortisol-Spiegel kann zu Angstzuständen, depressiven Verstimmungen, ja Depressionen führen. Und das wiederum macht uns anfälliger für Herz-/Kreislaufbeschwerden, Bluthochdruck, Diabetes, Entzündungen oder Infektionskrankheiten.» In der Immunologie wird das als «Open-Window-Phänomen» bezeichnet. Krankheitserreger und –Auslöser finden quasi offene Türen, weil das geschwächte Immunsystem sie nicht mehr ausreichend abwehren oder zerstören kann. «Ein typisches und häufiges Beispiel sind Fieberbläschen an den Lippen» so Dr. Mikoteit . «Sie werden verursacht von Herpes-Viren, und treten meist während oder nach stressigen Phasen auf und verschwinden wieder, sobald sich unser Cortisol-Spiegel wieder normalisiert.»

Wenn das Immunsystem selber krank macht
Geschwächte Immunfunktionen können aber nicht nur Krankheiten «einlassen», sondern auch selber krank machen. Wenn nämlich das Immunsystem überreagiert und sich gegen den eigenen Organismus wendet. Daraus entstehen die immer stärker verbreiteten Auto-Immunkrankheiten. Dazu gehören viele Formen von Allergien, entzündliche Nervenerkrankungen bis hin zu Multiplen Sklerose und Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis, viele Formen von Rheuma, zum Beispiel die entzündliche rheumatoide Arthritis, ja teilweise sogar die Arteriosklerose. Es zeigt sich, dass zum Beispiel eine extrem egozentrische und rücksichtslose Einstellung gegenüber dem Leben und den Mitmenschen solche Autoimmunstörungen begünstigt.

Naturheilkunde hat hier eine wichtige Aufgabe
Auch die Aussage, dass viele natürliche Heilmittel die Selbstheilungskräfte des Körpers, also das Immunsystem, sanft aber wirksam unterstützen, ist nicht aus der Luft gegriffen. Sie vermögen offenbar mit dem Körper vertrauten Botschaften diese empfindlichen Regelkreise zwischen Fühlen, Denken, Erleben und Gesundbleiben heilsam zu moderieren und zu regulieren. Das Immunsystem balanciert ständig auf einem schmalen Grat zwischen kraftvoller, gesund machender Abwehr und Selbstzerstörung. Auf dieser Ebene ist offenbar das Wirken von Spagyrik, Homöopathie, Schüssler-Salzen, Spenglersanen und so weiter mit ihren energetischen Wirkkräften angesiedelt.

Achtung: Beeinflussungs-Möglichkeiten nicht überschätzen!
Trotz all dieser spannenden Erkenntnisse ist aber auch Vorsicht und eine gewisse Demut geboten. Allzu leicht verfallen wir sonst einem «Gesundheits-Machbarkeitswahn». »Wer im Leben alles richtig macht, wird nie krank!» oder gar «wer krank wird und Krebs oder Alzheimer bekommt, ist eigentlich selber schuld!» Solche Kurzschlüsse sind grundfalsch und unrealistisch. Gewiss haben wir Einflussmöglichkeiten. «Etwas vom Sinnvollsten ist sicher, Wege zu finden um mit chronischem Stress besser umzugehen oder die auslösenden Situationen zu verändern,» meint Dr. Mikoteit dazu, «zum Beispiel durch regelmässigen Ausdauersport, Entspannungstechniken, Yoga und so weiter, die uns zu mehr Gelassenheit und Zentriertheit hin führen.» Aber letztlich dürfen wir nicht vergessen: In vielen Fällen ist Krankheit auch Schicksal. Kein Leben ist frei von Tiefschlägen, schweren Zeiten und bedrückenden Situationen. Und viele schaffen es einfach nie zu einem gesünderen Verhalten. Natur- und Schulmedizin können schützen, erleichtern, lindern, reparieren – aber nicht immer und nicht ganz alles!

(Beitrag für Gesundheitsmagazin DROPA Balance 12/2010
 

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Wandern

Geheimtipp mit Geschichte: Das Kublihus am Walensee

16.08.2010 - Walter Roth

Ein Geheimtipp für alle, die Häuser mit spannender Geschichte und einsame Plätze lieben: Das Kublihaus bei Quinten am Walensee. Wir haben es zufällig als Fluchtort vor der Streetparade entdeckt und waren begeistert.

Das stattliche Haus steht ausserhalb von Quinten etwa 300m Richtung Weesen (Quinten ist das Dorf, das man nur per Schiff oder zu Fuss erreicht, und wo vor lauter Wärme Feigenbäume und Bananenstauden wachsen!) Es liegt etwas versteckt unterhalb des Wanderweges, direkt über dem Steilufer zum See und bietet eine kleine, aber feine Beiz und zwei urgemütliche Zimmer mit Fenstern zum See und freiem Blick nach Murg hinüber. Das ganze Haus hat eine so beruhigende Stille und Energie, dass man sich sofort völlig entspannt und wunderbar schläft.

Und es hat eine lange und spannende Geschichte! Es wurde viele Jahre vom bedeutenden Glarner Politiker und Menschenfreund Johann Melchior Kubli besessen und bewohnt. Er war unter anderem der Protokollführer beim letzten Hexenprozess der Schweiz gegen die Glarner Magd Anna Göldi und hat sich sehr für sie und gegen ihre Folter und Hinrichtung eingesetzt. In den Wirren um die Geburt unserer Eidgenossenschaft vor 1848 hat er als kluger Politiker und vorausschauender Mensch kantonal und national eine bedeutende Rolle gespielt. Er war seiner Zeit in vieler Hinsicht weit voraus. Das Haus ist voller Zeugnisse davon und Frau Lieberherr erzählt gern noch viel mehr dazu.

Das Kublihaus ist die einzige Möglichkeit, in Quinten zu übernachten. Das kann sehr praktisch sein, wenn man anderntags eine der tollen Walensee-Wanderungen nach Walenstadt oder Weesen machen will oder sogar die alpine Tour über das «Gocht» nach Amden. Aber auch als kleine Flucht aus dem Stadtlärm und der Alltagshektik ist es ein wunderbarer Platz. Die schnellste ÖV-Verbindung ab Zürich dauert nur anderthalb Stunden. Die Preise sind moderat und die Küche exzellent!

Kontakt:
Cecile + Anton Lieberherr, Laui, 8878 Quinten, Tel. 081 738 22 17
www.kublihus-quinten.ch
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Wandern

Weitab von allem – aber wirklich!

12.08.2010 - Walter Roth

Wer war schon mal im Val Cama? Wir haben da anfangs August 5 Tage verbracht. Ein Platz, wo die Alltagswelt komplett aus dem Kopf und den Nerven verschwindet; ohne Strasse, ohne Parkplatz, ohne Handy-Empfang. Ein grosser und tiefblauer Bergsee, eingerahmt von steilsten Berghängen voll Wald, Alpwiesen, einem noch höher liegenden See und mindestens drei Wander- Passübergängen.

Aber schön der Reihe nach: Man fährt mit dem IC bis Bellinzona und nimmt dort den Regionalbus ins Misox. Oder man steigt in Chur in den Schnellbus nach Bellinzona über den San Bernardino-Pass (Reservation obligatorisch) bis Mesocco und steigt dort in den Regionalbus um. Ziel: Der Postautostopp Cama Municipio. Dort leuchtet einem schon der gelbe Wegweiser ins Val Cama entgegen. Drei Stunden zu Fuss bis zum See; aber was für welche! Zuerst auf einem steilen, typischen Tessiner Plattenweg durch Kastanienwald mit uralten Prachtsexemplaren und tollen Tiefblicken ins Misox.

Bei einem schönen Brunnen und einer weiteren Tafel «Benvenuti nella Val Cama!» hat man die ärgste Steigung hinter sich, ist aber beileibe noch nicht am Ziel. Über meist trockene Bachbette und durch Lärchen- und Tannenwälder zieht sich das Val Cama weit in die Berge hinein. Im Prinzip ist der Talboden eine einzige Geröllhalde mit Bäumen drauf. Entsprechend holprig ist das Gehen auf dem gut bezeichneten Pfad. Dann kommt eine Ermunterungs-Tafel: Noch 1000 Meter! Und bald drauf: Noch 500 Meter! Und dann steht man unvermittelt am Seeufer und staunt nur noch.

Es gibt drei Übernachtungsmöglichkeiten: Die Alp de Lagh mit ihren 120 Pro Specie Rara-Ziegen und einem jungen motivierten Team. Die Capanna Miralago direkt am See. Und die Capanna Righetti-Fibbioli ennet der Brücke. In der letzteren haben wir gewohnt und können sie nur empfehlen! Wirtin Lidia Righetti bietet eine wunderbare Cucina casalingha ticinese, und es hat kleine gemütliche Doppel (+ ein 3er) Zimmer mit Etagenbetten, eine gute Dusche und zwei WC. Der erste Gesamteindruck von chaotischer Baustelle täuscht. Stube und Vorplatz sind urgemütlich; das Chaos kommt daher, weil Giovanni Fibbioli ständig irgend etwas umbaut, flickt oder verbessert und mehr auf Funktionalität achtet als auf ein «gepützeltes» Äussere.

Unsere selbst getesteten Wandervorschläge:

1. In ca. 2 ½ Stunden auf gutem steilem Weg zum Lag de Sambrog auf 2100 m.ü.M. Die unterwegs anzutreffenden Alphütten von Albion und Alp Vec sind von einheimischen Teams toll ausgebaut worden. Sie sind immer offen und man kann da kochen und schlafen.

2. In ca. 3 Stunden auf teils halsbrecherischem Bergpfad hoch zur Bocchetta del Notar mit Blick ins italienische Val Bodengo. Die Bezeichnung Via dei Grotti (2005 eingeweiht) täuscht. In der Nordschweiz wäre der Weg blau-weiss markiert. Nur für geübte und schwindelfreie Berggänger!

3. Direkt hinter der Capanna Righetti startet der Weg auf die Alp Vazzola (guter Pfad, aber es gibt umgefallene Bäume zu umklettern) und dann weiter hoch bis zum Passo del Segnale di Vazzola (kein Name auf der Karte). Prächtiger Tiefblick bis hin zum Lago Maggiore.

Wer noch nicht genug hat, kann weiter zum gut sichtbaren Gipfel des Pizzo Paglia aufsteigen (weitere 2 Stunden). Von dort sieht man bei klarem Wetter den Dom von Mailand!

Kontakt: Capanna Righetti-Fibbioli Val Cama (GR) 1265 m.ü.M. Nur offen im Juli und August Tel. 077 85 01 03
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Leben

Bilder, die Ihr Leben bereichern können

12.07.2010 - Walter Roth

Diese Bilder sind einmalig in ihrer Art. Am Häufigsten sieht man darauf sehr charakteristische, leicht verfremdete Frauenfiguren in traumhaften oder scheinbar alltäglichen Sitationen, umgeben von sparsamen Requisiten und angedeuteten Räumen. Mit rransparenten, leicht verfliessenden Farb-Hintergründen.

Dargestellt ist eine leicht verträumte, sehr verletzliche Wirklichkeit mit mehr Sein als Aktion. Es sind Bilder von Innen-Geschichten, die so sein könnten, wie sie auf den ersten Blick aussehen, aber dann vielleicht doch nicht ganz so: Im Hintergrund scheinen andere Figuren, Farben, Möbel, Gegenstände durch. Zeichen aus der Entstehungsgeschichte des Werkes, die aber auch anregen zu eigenem Fabulieren mit dem Bild. Unaufdringlich, aber umso überzeugender strömt eine tiefe Liebe zu den Figuren und zum Leben heraus. Bilder, die Positivität, Wärme und Fantasie in jeden Raum bringen.

Dieser sollte aber eine gewisse Grösse haben, denn die meisten Bilder von Isabelle Roth sind in der Grössenordnung von 1,5 mal 2 Metern. Kleinere Formate kommen auch von, sind aber in der Minderheit.

Wer mehr Bilder sehen und Infos über die Künstlerin lesen möchte, kann unter www.rothschwellensattl.de nachsehen. Viel empfehlenswerter ist aber eine kleine Reise nach München an die Rosenheimerstrasse 244. Da kann man den Originalen gegenüberstehen, die Atmosphäre live erleben, in der sie entstehen und ihre Schöpferin persönliche kennen lernen.

Für alle, die’s noch nicht gemerkt haben: Isabelle Roth-Schwellensattl ist meine Tochter. Darum ist diese Rezension in keiner Weise objektiv. Aber das kann man diesen Bildern gegenüber eh gar nicht sein. Sie sind noch viel besser als dieser Versuch einer Beschreibung und Interpretation.
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